„Digital Art Zone“ – die Frankfurter Schirn nutzt das Internet als Ausstellungsraum und zeigt die Serie „Translantics“

Britta Thie, Translantics Film still © The Artist (Britta Thie), 2015

Britta Thie, Translantics
Film still
© The Artist (Britta Thie), 2015

Wenn ich Ihnen sonst digitale Kulturprojekte vorstelle, habe ich meist eine klare Meinung von den Projekten. Ich empfehle  herbertliest.de, weil Herbert meiner Meinung nach eine tolle Literatursendung macht. Ich glaube, dass es kaum einen schöneren (virtuellen) Kultur-Spielplatz als wortwusel.net geben kann. Ich denke, dass auch Sie über die nachgestellten Kunstwerke auf foolsdoart.com lachen werden. Jetzt aber habe ich 15 Minuten lang die erste Episode der sechsteiligen Serie „Translantics“ gesehen. Und muss feststellen, dass ich keine klare Meinung zu dem Projekt der Schirn habe. Das heißt: zu dem Projekt schon! Das sich Museumsangebote ins Netz ausdehnen, finde ich spannend. Die Schirn nutzt das Internet als Ausstellungsraum – als „Digital Art Zone“. Und sie beginnt das Projekt mit dieser online-Video-Serie. Worum es in  „Translantics“ der Künstlerin Britta Thie geht? Um ein Lebensgefühl. Genauer: um das Lebensgefühl der heutigen End-Zwanziger, die hip, international, multimedial, abgedreht und irgendwie ungesund wirkend durch Berlin ziehen. Wenig Dialoge, viel Stimmung. Nun muss ich ja zum Glück nicht zu allem eine Meinung haben – schauen Sie sich den Trailer selbst an und entscheiden Sie, ob Sie in die Serie einsteigen wollen oder nicht. Die Schirn beschreibt die Serie wie folgt: „die 1987 geborene Künstlerin (geht) der Frage nach, wie sich Selbstverständnisse, Emotionen und Umgangsformen durch die allgegenwärtigen digitalen Entwicklungen in den vergangenen 20 Jahren verändert haben. Mithilfe zahlreicher fiktiver und realer Personen wie Künstlern, Freunden und Schauspielern zeichnet sie das Bild einer Generation, die die Vorteile der virtuellen Inszenierung zu nutzen weiß und gleichzeitig nostalgisch auf die analogen Medien der Kindheit zurückblickt.“ Also: mit Mitte Dreißig bin ich von diesem Lebensgefühl der Endzwanziger ziemlich weit weg – aber an der Intensität, mit der mich die Serie beschäftigt, merke ich, dass „Translantics“ funktioniert: nicht als Fernsehspaß – sondern eben als Kunstwerk. Als Aufforderung zur Auseinandersetzung mit der Inszenierung einer Generation, bzw. eines Lebensgefühls. Hier die erste Episode: PS: WDR3 hat in einem 5-minütigen Gespräch über „Translantics“ erklärt, was die Reihe „Digital Art Zone“ der Schirn leisten kann und möchte. Für alle, die auch etwas ratlos sind, nachdem sie die erste Episode gesehen haben, ist das Gespräch vielleicht eine gute Anlaufstelle. Und natürlich können Sie gerne auf kulturfund.com einen Kommentar zu „Translantics“ hinterlassen. Ich bin gespannt.

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